Weltweit gefragter Problemlöser

Das Unternehmen ELEPHANT BRAKES by RIETSCHOTEN in Hannover ist ein Bremsenspezialist mit internationaler Reputation. Das hat sich auch bis ins mehr als 16.000 km entfernte Melbourne in Australien herumgesprochen: Dort hat der Kranhersteller Eilbeck Cranes beim Bau einer neuen U-Bahn-Linie seine Anlagen mit Elephant Brakes Bremszangen ausgestattet – und Rietschoten den Weg in einen neuen, sehr interessanten Markt geebnet.

Mehrmals am Tag geht es für die Arbeiter am neuen U-Bahn-Tunnel in Melbourne bis zu 40 Meter in die Tiefe. Das australische Unternehmen Eilbeck Cranes – es liefert Spezialkrane für Bergbau- und besondere Bauprojekte in aller Welt – hat dafür vier Kransysteme installiert. Die Anlagen bewegen Personenlasten von bis zu zwei Tonnen. Rietschoten sorgt mit seinen speziellen federbetätigten Hydraulikbremsen dafür, dass diese auch in Unglücksfällen sicher gebremst werden können.
Die neue U-Bahn-Linie soll 2025 fertiggestellt sein. Dann werden schätzungsweise 20.000 Passagiere pro Stunde die mehr als neun Kilometer lange Route nutzen. Mit einem Volumen von mehr als elf Milliarden Australischen Dollar ist es eines der größten Bauprojekte in Melbourne seit 40 Jahren.

Seit 1961 konfektioniert und vermarktet Rietschoten sogenannte Industriebremsen. Das Unternehmen startete als Vertriebspartner für Produkte internationaler Hersteller, setzte aber bald auch auf Eigenentwicklungen, um tiefer in die Wertschöpfungskette vorzudringen. Mittlerweile werden nahezu alle Produkte in Hannover entwickelt und produziert. Das Unternehmen gilt weltweit als Experte für Bremsenlösungen.

Lösungen suchen

Dieser Ruf ist bis nach Australien vorgedrungen. Ein Ingenieur des Herstellers Eilbeck Cranes war bei der Suche nach geeigneten Bremsen für das neue U-Bahn-Projekt in Melbourne auf die Spezialisten in Hannover gestoßen. „Ein Anruf aus Australien erreicht einen natürlich nicht alle Tage, wir konnten aber sehr schnell eine optimale Lösung entwickeln und anbieten", sagt Uwe Enge. Der Diplom-Ingenieur verantwortet neben Andreas Holka, ebenfalls Diplom-Ingenieur, die Geschäftsführung des Unternehmens und fokussiert sich auf den Vertrieb. Dabei gehe es nach seinem Verständnis nicht allein darum, spezifische Produkte zu vermarkten, „vielmehr wollen wir für die Probleme unserer Kunden die besten Lösungen entwickeln".

Im Fall von Eilbeck Cranes bedeutete dies, dass nicht nur ein sicheres Bremssystem gefragt war, welches große Lasten sicher stoppt, sondern dabei auch klein und kompakt in der Bauart ist, damit es in die Anlagen von Eilbeck Cranes ohne großen Aufwand integriert werden kann.

Rietschotens Lösung für diese Problemstellung: R&H 200.552.01. Hinter diesem Kürzel verbirgt sich eine leistungsstarke, aber sehr kompakt konstruierte federbetätigte Hydraulikbremse. Ein derart kleines Modell mit trotzdem großer Bremskraft kann derzeit kein anderer Wettbewerber zu einem vergleichbaren Preis anbieten.
Hierbei handelt es sich um ein federbetätigtes, hydraulisch öffnendes Bremssystem. Eine Hydraulik hebt die Bremswirkung im normalen Einsatz auf, das Bremsprinzip wird also umgekehrt und dient so der Sicherheit im Fall eines Systemausfalls: Die Kraft wird eingesetzt, um das System offen zu halten. Fällt diese Kraft aus, etwa durch einen Unfall oder Stromausfall, schließt das System automatisch und stoppt die bewegten Lasten. Die erreichte Bremskraft von 10.400 N entspricht dabei immerhin dem Gewicht von 25 Mittelklassewagen oder einem Panzer. Dass die Bremsscheiben unter diesen Belastungen sicher funktionieren und durch die entstehende Reibung nicht zu glühen beginnen, garantiert das einmalige Know-how der Experten von Rietschoten. Die R&H 200.552.01 ist dabei Ergebnis des innovativen Baukastensystems von Rietschoten, das für jede Anforderung eine individuelle Produktkonfiguration erlaubt, in diesem Fall auf Basis der Produktreihe R&H 200, die im Jahr 2017 erstmals am Markt vorgestellt wurde.

Geschäftsfeld Daten

„An den Bremsen befindet sich außerdem ein Schließ- und Öffnungsmelder", berichtet Andreas Holka und erklärt dessen Funktion: „Vom Cockpit aus hat der Kranführer dadurch jederzeit den Status der Bremse – offen oder geschlossen – vor Augen." Digitale Serviceleistungen wie diese Analyse von mittels Sensoren gesammelten Daten will Rietschoten künftig als ein neues und zukunftsträchtiges Geschäftsfeld entwickeln. „Zum Beispiel können wir auf diese Weise frühzeitig Verschleißerscheinungen ermitteln und den Kunden mitteilen."

Technik, Service und das Preis-Leistungs-Verhältnis haben den neuen Kunden in Down Under nachweislich überzeugt. Eilbeck Cranes fragte bereits an, sie bei weiteren Projekten, etwa dem Brisbane Cross River Rail in Queensland oder dem Auckland Rail in Neuseeland, zu unterstützen. Rietschoten baut daher nun eine dauerhafte Vertretung auf dem australischen Markt auf. „Wir konnten einen vielversprechenden Vertriebspartner in Australien gewinnen, der in der Schwerindustrie, vor allem beim Eisenerzabbau, stark vertreten ist", sagt Vertriebschef Uwe Enge und fügt an: „Wir wollen uns in diesem sehr lukrativen Markt ein Stückchen des Kuchens sichern."

Dabei setzt man künftig auch auf ein modulares Bremsensystem in Doppelsattel- und Schwimmsattelausführung. Von dieser jüngsten Neuentwicklung, der sogenannten EBS-Baureihe, verspricht man sich bei Rietschoten sehr viel. „Wir schulen bereits unsere weltweiten Vertriebspartner", sagt Uwe Enge und fügt an: „Es sind aber auch noch weitere Innovationen in der Mache." Er sieht vor allem in der Schwerindustrie und im Bergbau spannende Einsatzmöglichkeiten für die neuen modularen Bremssysteme.
In Australien ist man dafür bereits bestens aufgestellt.